Photovoltaik-Anlagen am Dach als versicherungstechnische Herausforderung

Österreichweit steigt die Anzahl der Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach von Privathaushalten. Geringere Betriebskosten aufgrund der Produktion von sauberem Strom sind in Zeiten steigender Preise ein großer Vorteil für die Hausbesitzer.

"Im Falle eines Brandes geht von der Anlage eine große Gefahr für die Löschtrupps der Feuerwehr aus. Auch in finanzieller Hinsicht kann so ein Brand eine versicherungstechnische Herausforderung werden, wie man an vielen Beispielen aus Deutschland sieht", erläutern Thomas Tiefenbrunner, Fachgruppenobmann der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten sowie Walter Schieferer, Fachvertretungsvorsitzender der Versicherungsunternehmen. Aufgrund der Schwierigkeiten bei den Löscharbeiten und den dadurch meist höheren Schadenssummen erwägt die Versicherungswirtschaft in den Nachbarländern Deutschland und Italien, die Prämien zu erhöhen. Walter Schieferer führt aus, dass Prämienerhöhungen für Gebäuden mit Photovoltaik-Anlagen auf Dächern oder Fassaden in Österreich derzeit nicht zur Diskussion stehen. Thomas Tiefenbrunner hofft, dass neben der positiven Nachricht was die Prämien betrifft, auch die von den Anlagen ausgehende Gefahr für die Feuerwehrleute bald der Vergangenheit angehört und nimmt hier die Industrie in die Pflicht.

„Beim Brand eines Hauses ohne Photovoltaik-Anlage wird das Gebäude im Normalfall in Zusammenarbeit mit dem Energieversorger stromlos gemacht“, erklärt Landesfeuerwehrinspektor Alfons Gruber. Bei Photovoltaik-Anlagen wird auch während eines Brandes weiter Strom produziert, solange die Solarmodule am Dach funktionstüchtig sind. Die Leitung zwischen den Solarmodulen und dem Wechselrichter - dieser wandelt den Gleichstrom in Wechselstrom um - steht weiter unter Spannung. Ab einer Spannung von 120 Volt ist Gleichstrom lebensgefährlich. Wichtig ist laut Gruber, dass die Feuerwehr zum Löschen sauberes Wasser verwendet und die bekannten Abstände von spannungsführenden Teilen dabei einhält.

Derzeit gibt es nämlich keine einfache technische Lösung, die Photovoltaik-Anlage spannungsfrei zu machen. Grubers Wunsch an die Industrie wäre, dass die Verbindungen der einzelnen Photovoltaik-Panele im Brandfall einfach getrennt werden können. Damit gibt es für die Löschmannschaften nur mehr die Spannung von einem einzigen Panel, was kein Risiko darstellen würde. Für Tiefenbrunner und Schieferer ist die nötige Lösungskompetenz nicht nur von der Industrie sondern auch von der Politik gefragt: "Unsere Feuerwehrleute dürfen keinen zusätzlichen Gefahren ausgesetzt werden. Die Politik muss neue Energien wie Photovoltaik-Anlagen nicht nur fördern, sondern muss auch darauf pochen, dass alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden, damit die Gefahr für die Löschtrupps im worst case Szenario so gering wie möglich ist."